Cla Büchi, Sie wohnen im Kuonimatt-Quartier, im Herzen des Entwicklungsgebiets. Wie nehmen Sie die Veränderungen wahr?

Auf meinem Arbeitsweg quere ich jeden Tag das Gebiet. Man bemerkt zwar, wie es sich verändert, aber die meisten Gebäude wachsen langsam in die Höhe. Ich habe also Zeit, mich an sie zu gewöhnen. Allerdings ist das schiere Volumen an Neubauten nicht leicht zu verdauen. Bereits heute sind viele neue Gebäude fast oder ganz fertig und doch vergeht kaum eine Woche, ohne dass man in der Zeitung über ein weiteres grosses Projekt liest. Das löst bei vielen Bewohnern der ursprünglichen Quartiere ein gewisses Unbehagen aus.

Was macht den Menschen Sorge?

Sie befürchten, dass die vielen Wohnungen nicht verkauft oder vermietet werden können und dass eine tote Stadt entsteht. Die Dichte gibt ebenfalls zu reden. Unser Quartier ist dörflich, fast familiär, während die neuen Gebiete sehr urban wirken. Bis sich diese Welten vermischen, braucht es Zeit und eine gewisse Gelassenheit gegenüber dem Prozess.

Gibt es auch Dinge, welche die Kuonimättler als positiv empfinden?

Die neuen Geschäfte und Restaurants. Die Leute sehen die Qualität, wieder in der Umgebung einkaufen und einen Kaffee trinken zu können. Und die Verbesserung des ÖV-Angebots: Der 7-Minuten-Takt und die Anbindung ans Freigleis werden als positive Entwicklungen wahrgenommen. Für mich persönlich stellen die neuen Aussenräume einen grossen Mehrwert dar, wenn sie quartier- und benutzerfreundlich erstellt werden. Früher gab es zwar auf diesem Gebiet zahlreiche Wiesen und Brachen, die aber von der Bevölkerung nicht genutzt werden konnten. Von den neuen Freiflächen erwarte ich hingegen, dass sie so gestaltet sind, damit sich die Menschen gerne darin aufhalten.

Was muss in Luzern Süd verbessert werden?

Die Menschen müssen besser vernetzt werden. Bei uns denkt man immer noch sehr kleinräumlich – jeder bewegt sich am Liebsten in seinem Quartier und engeren Wohnumfeld. Deshalb braucht es unbedingt einen physischen, gut sichtbaren Ort, der für Luzern Süd steht, den sich die Menschen aneignen können, der die Menschen zusammenbringt und mit dem sie sich identifizieren. 

Was müsste dieser Ort leisten?

Er wäre das Herz von Luzern Süd, wo einerseits Events, Kurse, Vorträge, Quartier- und Informationsanlässe stattfinden würden. Andererseits könnten sich dort Menschen aus den verschiedenen Quartieren treffen, untereinander vernetzen und gemeinsame Projekte anstossen.


Engagiert für Luzern Süd

Cla Büchi, 54 Jahre alt, ist Architekt, Projektleiter der Arealentwicklung Industriestrasse Luzern, Mit-Herausgeber der Architekturzeitschrift KARTON und Einwohnerrat in Kriens

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